A Model World

In dem Rechercheprojekt „A Model World“ werden neu entstehende Technologien zur Klimamodifizierung, die unter dem Begriff Geoengineering zusammengefasst werden, aus der Perspektive der visuellen Kultur untersucht. Dieses fortlaufende Projekt wurde im Frühjahr 2021 von Julia Kaganskiy und Juliette Bibasse initiiert.

Unser Interesse an diesem Thema wurde zum Teil durch jüngere populärwissenschaftliche Bücher der letzten Zeit geweckt, so zum Beispiel Holly Jean Bucks After Geoengineering, Oliver Mortons The Planet Remade und Elizabeth Kolberts Under a White Sky. Außerdem beobachteten wir, dass sich Künstler:innen allmählich auf dieses Feld vorwagen: Sie erforschen die Geschichte von menschengemachten Klimainterventionen, problematisieren Ansätze des vor allem technikgestützten Umweltmanagements, untersuchen die materielle Wiederherstellung der Atmosphäre und werfen ethisch motivierte Fragen danach auf, wer letztendlich von diesen Interventionen profitiert.

Wie der Kunsthistoriker T.J. Demos feststellt, legt die Annahme, dass wir im Zeitalter des Anthropozän leben „die Notwendigkeit des Geoengineerings“ nahe. Daher lohnt es sich, darüber nachzudenken, wie es dazu gekommen ist und wie spezifische Formen von Repräsentation, Wissensproduktion, Macht und Begehren die Vorstellung, das Klima steuern zu können nicht nur denkbar, sondern (für wenige, privilegierte Menschen) sogar greifbar gemacht haben.

Mithilfe eines Recherche-Stipendiums von Medienwerk NRW konnten wir im Rahmen der ersten Ausgabe des Künstler-Residenzprogramms des NEW NOW Festivals im September 2021 einen einmonatigen Forschungsaufenthalt auf dem Zollverein UNESCO World Heritage Site in Essen absolvieren. Das Stipendium und die Residenz ermöglichten uns die tiefergehende Beschäftigung mit den wissenschaftlichen Grundlagen des Geoengineering und des kritischen Diskurses zu diesem Thema. Außerdem konnten wir Interviews mit Wissenschaftler:innen, Forscher:innen, Künstler:innen und Kurator:innen führen, deren Arbeit Berührungspunkte mit diesem Thema hat.

Diese Website ist das Resultat dieser Residenz und bildet den derzeitigen Stand unseres Nachdenkens und Forschens ab. Wir freuen uns über Feedback, Tipps und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit oder Gespräche mit anderen. Es gibt noch sehr viel zu tun und wir freuen uns sehr darauf, unsere Gedanken in der weiteren Arbeit zu vertiefen und weiterzuentwickeln. Sie können gerne über amodelworld21@gmail.com Kontakt mit uns aufnehmen.

Wir möchten uns herzlich beim Medienwerk NRW, der Stiftung Zollverein und dem Team des NEW NOW Festivals bedanken, die diese Arbeit ermöglicht haben, ebenso wie bei allen Künstler:innen, Wissenschaftler:innen, Kulturschaffenden und Aktivist:innen, die so freundlich waren, sich mit uns zu treffen oder sich interviewen zu lassen: Jasmin Grimm, Tega Brain, Karolina Sobecka, Holly Jean Buck, Sean Raspet, Michael Wang, Anke Eckardt, Katrin Hornek, James Bridle, Aude Pariset, Andreas Grenier, Marjolijn Dijkman, Fragmentin, Axel Braun, Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten, Alain Bieber, Britta Peters, Inke Arns, Daniela Berglehn, Thomas Haas, Isabella Nardini, Amel Barich, Liv Adler, Stefan Moitra, Stefan Böschen, Gabriele Gramelsberger, Thomas Reinsch, Fabian Huebner, Antje Gerlach, Norbert Winzen, Alain Baer und alle wunderbaren NEW NOW Artists-in-Residence.

Julia Kaganskiy
Die freischaffende Kuratorin und Kulturstrategin Julia Kaganskiy arbeitet in den Bereichen Kunst, Design und Technologie und legt dabei einen Schwerpunkt auf die Ermöglichung interdisziplinärer Zusammenarbeit. Sie war Gründungsdirektorin von NEW INC., dem ersten museumsgeleiteten Kulturinkubator am New Museum in New York. Außerdem war sie Gründungs-Chefredakteurin von The Creators Project, einer Initiative von VICE Media und Intel. Als Kuratorin und Strategin hat sie u.a. mit Superblue, Matadero Madrid, der Science Gallery Dublin, Borusan Contemporary, Nokia Bell Labs und Mana Contemporary zusammengearbeitet.

Juliette Bibasse
Seit 2009 stellt Juliette Bibasse ihre Kenntnisse in den Dienst der Digital Art-Szene und generiert Möglichkeiten und Verbindungen zwischen Künstler:innen, Festivals und Kulturschaffenden. Als Produzentin ist sie derzeit Leiterin des Studio Joanie Lemercier. Seit 2016 arbeitet sie als freischaffende Kuratorin für Festivals und Kulturinstitutionen. Sie lebt und arbeitet in Belgien und ist aktives Mitglied der Digital-Arts-Szene in der Federation Wallonia-Brussels. 2019 war sie Mitbegründerin von SALOON Brussels, einem internationalen Netzwerk für Frauen, die im Bereich Kunst arbeiten.

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